Ben Thomas ist nicht der klassische Schuldeneintreiber vom Finanzamt. Unangekündigt taucht er bei seinen "Klienten" auf, prüft deren Wesen gründlich auf charakterliche Schwächen oder Stärken und entscheidet scheinbar daraufhin wem er gnädig gestimmt ist.
Ist er von der Güte und der Wärme der Menschen überzeugt, ist er bereit Ihnen zu helfen.
Der selbe Mann bei der telefonischen Bestellung von vakuumverpacktem Fleisch: Jähzorn scheint ihn zu treiben, und eine Böswilligkeit, die so gar nicht in das bisherige Bild des Ben Thomas passt. Seinen blinden, veganen Gesprächspartner am Telefon beschimpft er grundlos, bis dieser einfach das Gespräch beendet.
In der Eingangssequenz des Films sieht man Ben, sichtlich aufgelöst, via Telefon seinen Selbstmord ankündigen.
Doch was treibt diesen einsamen Mann?
So engagiert er seiner Arbeit nachgeht, so nachlässig und gleichgültig behandelt er sich und sein Privatleben. Billige Motels, viel Schlaf und kaum soziale Bindungen, dafür aber ein grenzenloser Eifer im Beruf.
Das Ben das Leben der Menschen die er aufsucht, für immer verändern wird, ist klar - doch was er selbst dabei verliert, bleibt die große Frage.
"Sieben Leben" ist die zweite Zusammenarbeit von Superstar Will Smith und Regisseur Gabriele Muccino nach "Das Streben nach Glück".
Und wieder ist ein extrem nachdenklicher, melancholischer Film das Ergebnis.
Über jeden Zweifel erhaben ist abermals die schauspielerische Leistung Will Smiths, dessen Bandbreite unerschöpflich scheint. Waren es in "Das Streben nach Glück" die extensiven, sehr detailierten Zeichnungen seines Charakters, so ist es in "Sieben Leben" das Zusammenspiel mit den anderen Protagonisten im Film, das den besonderen Reiz des Films ausmacht.
Die befremdlichen Szenarien, die unerwarteten Reaktionen, das unkonventionelle Verhalten des Ben Thomas und das sich puzzleartig zusammensetzende Gesamtbild des Menschen hinter Fassade des seltsamen Steuereintreibers - das trägt den Film schon fast von allein.
Doch die Schauspieler an der Seite von Will Smith sind alle großartige Besetzungen. Allen voran Woody Harrelson als blinder Ezra Turner und die junge Rosario Dawson, die nach ihrer Rolle in "Eagle Eye" nun auch ihr ganzen Talent zeigen kann.
Zwei Dinge sollten aber nicht unerwähnt bleiben:
a) der großartige Soundtrack. Leider ist bisher nur ein Score-Soundtrack im Handel erhältlich, doch es sind die Songs verschiedener Interpreten, die dem Film eine besondere Atmosphäre geben. Hoher Suchtfaktor dabei: "Feelin Good" von Muse.
b) die gekonnte Farbgebung aller Szenen, der Kontrast zwischen warmen, dezenten Farben und kaltem Blau, je nach Situation und Gemütslage der Protagonisten.
"Sieben Leben" ist ein erstklassiger Film, der allerdings kein einfaches Popcornkino ist und dem Zuschauer auch noch mal mehr zumutet als es "Das Streben nach Glück" bereits tat.
Auf jeden Fall sehenswert für alle Freunde von nachdenklichem, gefühlsgewaltigem Kino!
Infos zum Film und Tickets auf
www.kinos-in-mannheim.de
Thx @ Katarina Meier