Carmen. Eine Frau, die die Inkarnation teuflischer Verführung darstellt und deren Gesetze nur ihre Launen sind. Sie fühlt sich den anderen Menschen gegenüber erhaben, die sich permanent den gesellschaftlichen Gesetzen und Prinzipien unterwerfen und zeigt das mit einer großen Portion Arroganz. Ihre Schönheit dient ihr als Waffe, um Männer unterwürfig zu machen. Sie ist der Traum vom erotischen Weib schlecht hin und so soll es auch bleiben, denn sie will keinem Mann gehören. Ihr Drang nach Freiheit ist daher unbeschreiblich groß.
Der Zuschauer kann von Beginn an erahnen, dass es mit Carmen kein gutes Ende nehmen wird. Ziehen doch in der ersten Szene schon schwarz vermummte Frauen auf, die ihren Tod prophezeien. Doch Carmen brennt und lodert wider ihr Schicksal. Im Mittelpunkt der Story sind stets viele Männer und nur eine Frau: Carmen (Helena Martin) verdreht dem Soldaten Don José (Francisco Guerrero) den Kopf oder bandelt auch mit dem beliebte Torero Lucas (Emilio Serrano) an, doch nicht zu vergessen ist auch ihr Ehemann, genannt "Garcia, der Einäugige" (Juan Ramiréz). Wie man ahnen kann kommt es zu vielen Machtkämpfen und der prophezeite Tod...
Die Geschichten um die tragische Liebe häufen sich, doch nur wenige sind über Jahrzehnte hinweg immer präsent. Dazu zählt wohl auch Prosper Merimees Novelle über die Tabakfabrikarbeiterin Carmen, die es mit etwas Rückenwind durch die Opernfassung Georges Bizets und Carlos Sauras Film zu einem meisterhaften Tanztheater des 1995 verstorbenen Rafael Aguilar schaffte. Bereits 1992 wurde „Carmen Flamenco“ in Tokio uraufgeführt und feierte seit dem riesige Erfolge in Paris, Rom, Sydney, Peking, Athen, Rom und Berlin. Das künstlerische Erbe der Kompanie verwaltet die langjährige Tänzerin und künstlerische Assistentin Carmen Salinas und ist verantwortlich für eine beständige, aber behutsame Aktualisierung des Inszenierungsklassikers.
Nicht zuletzt liegt das an der berauschenden Leidenschaft der Tänzer des Ballet Teatro Español de Rafael Aguilar. Das Ensemble um die exzellenten 30 Tänzer bewies in zwei Akten spanische Tanztradition von den schnell geschlagenen Bulerias über die streng strukturierten Alegrias bis zum eindeutig liedbestimmten Siguiriya – ganz nach dem Flamenco Begriff.
Es wurde die volle flammende Bandbreite der andalusischen Zigeuner Kultur dargestellt – voll berauschendem Gesang und eingängiger live Musik, ständig wallender Röcke aus kräftigen Farben, die stets viel Bein der Damen offenbarten, viel glühend heißer andalusischer Lebensart sowie unbeschreiblicher Tanz zwischen klassischem Ballett, zeitgenössischem Tanz und Flamenco.
Kurz um: Heiß, sinnlich, erotisch, leidenschaftlich, tempramentvoll, laut und elektrisierend - sehenswert!
Noch bis zum 04. August gastiert die Inszenierung "Carmen Flamenco" des Ballet Teatro Español de Rafael Aguilar am Nationaltheater Mannheim. Heute um 20 Uhr, Samstag und Sonntag 15 und 20 Uhr. Karten bei allen RNZ-Geschäftsstellen oder bei BB-Promotion.