Um dem Motto gerecht zu werden, ließ man sich beim musikalischen Programm etwas eher außergewöhnliches einfallen. Man hatte sich für das gemischte Mannheimer Publikum die aus dem Berliner Nachtleben bekannte Russendisko eingeladen. Weiteres Highlight war der Bucovina Club, der mit seinem Mix aus Club Sound und osteuropäischer Blasmusik in Frankfurt mittlerweile Kult-Status erreicht hat. Abgerundet wurde das Ganze durch die Shtetl Superstars, eine jüdische Band, die unter anderem Rock, Ragga und Polka mixt, und Made in Turkey, die sich den orientalischen Klängen widmeten und dem ein oder anderen vielleicht aus der alten Feuerwache schon ein Begriff sind.
Doch der Abend war natürlich nicht nur für Musikfreunde gedacht, auch das Museum selbst hat einige Sehenswürdigkeiten zu bieten. Zu erwähnen wäre hier beispielsweise die Fotoausstellung Ins Wort gesetzt im 4. OG. Hier wurden zu Fotografien von Robert Häusser von verschiedenen Lyrikern Texte geschrieben, meist kleine Gedichte oder Kurzgeschichten, und diese dann nebeneinander aufgehängt, um einen Bezug zueinander zu zeigen. Das faszinierende daran ist, dass sowohl die Bilder als auch Texte der Fantasie des Besuchers freien Lauf lassen, und man sich so aus Wort und Bild eine eigene Interpretation basteln kann.
Wer sich mehr für die Stadt im Quadrat interessiert, ist allerdings im 3. OG besser aufgehoben: Hier widmet man sich unter anderem der Theater-Geschichte Mannheims. Zu finden gibt es dort alte Regiebücher aus dem 18. Jahrhundert, Bühnenbild-Modelle, eine alte Windmaschine oder einen alten Theaterzettel des Stückes Jungfrau von Orleans von Friedrich Schiller. Ausgestellt sind dort jedoch auch viele Stücke, die direkt Mannheim oder dessen Stadtgeschichte betreffen. Beeindruckend fand ich hier einen Grundriss der Stadt aus dem Jahre 1663, Wahlplakate der Arbeiterbewegung von 1890 oder Wahlpropaganda der NSDAP.
Es scheint tatsächlich, als würde niemand zu kurz kommen. Egal ob man sich für die Ölmalerei, Grafiken, den Kleidungsstil der Kurfürstenzeit oder die alltäglichen Dinge wie Einrichtungsgegenstände und Geschirr von damals interessiert: hier wird man fündig. Man hat den Eindruck, das Zeughaus wäre ein bunter Mix der Geschichte Mannheims und spiegelt damit den Multi-Kulti-Charakter wieder, den diese Stadt mittlerweile gewonnen hat. Ich jedenfalls habe den Abend sehr genossen und kann jedem einen Besuch empfehlen!