Native Instruments (NI) bringt den langersehnte Nachfolger der erfolgreichen DJ Software Traktor heraus. Zu den Neuerungen zählt eine überarbeitete, buntere Oberfläche und neue Funktionen die das Auflegen bereichern. Die neue Version gibt es in den bekannten Varianten Duo, (Scratch) Pro und LE. Neben der umfangreich überarbeiteten Software hat NI auch zwei neue Audio-Interfaces im Programm, die Audio 10 und Audio 6. Beide sind Weiterentwicklungen der Audio 8 bzw. Audio 4 Soundkarten. Wie der Name schon ahnen lässt bieten diese neuen Soundkarten 10 bzw. 6 In- und Outputs.
Der nachfolgende Erfahrungsbericht bezieht sich auf die Scratch Pro Variante im Betrieb mit dem neuen 10er Interface, die beiden anderen Versionen sind in ihrem Umfang eingeschränkt, genau nachzulesen auf der Webseite von NI.
SOFTWARE Traktor Scratch Pro 2
Der Kauf und Download des Updates war sehr einfach und ging relativ schnell. Nach einer Stunde war das Update dann auf dem Laptop heruntergeladen und die Installation konnte beginnen. Nach weiteren 15 Minuten und der nötigen Produktregistrierung startete Traktor 2 zum ersten Mal. Die wichtigsten Einstellungen waren schnell gemacht. Bevor es richtig losgehen kann, hieß es jedoch erstmal Abwarten und Tee trinken, denn die neue Software übernimmt zwar die Collection, eine erneue Analyse aller Tracks bleibt einem auf Grund der neuen Waveform-Darstellung nicht erspart. Je nach Größe der Musiksammlung kann das mehrere Stunden dauern, hier zeigt sich allerdings gleich eine kleine aber praktische Neuerung, in der Statusleiste wird angezeigt wie lange der Analyse Prozess dauern wird. Also die gesamte Sammlung ausgewählt, den Laptop ins Wohnzimmer gestellt und über Nacht arbeiten lassen.
Am nächsten Morgen konnte dann der erste Praxis Test erfolgen. Eine Neuerung sticht einem direkt ins Auge, die Wave Anzeige in den Decks ist nicht mehr trist gelb sondern bunt. Die sogenannte TruWave-Wellenform unterstützt den DJ visuell beim Mix in dem sie Kicks, Hi-Hats und Snares farblich anzeigt. Darüber hinaus wurde die Anzeige der Decks um weitere Views erweitert. Jetzt kann man neben der Vollen und Minimierte Anzeige auch zwei weitere auswählen um den perfekten Kompromiss zwischen Decks und Playlist zu finden.
Die Effekt Sektion wurde auch um vier neue Effekte erweitert. Neu hinzugekommen sind die Effekte Tape Delay, Ramp Delay, Bouncer und Auto Bouncer. Betreibt man Traktor mit einer Mehr-Kanal-Soundkarten kann man die Effekt-Sektion nun auch als eigenständiges Effektgerät nutzen. Dazu wird ein Kanal der Soundkarte als Send-Return definiert und schon kann man sein DJ Setup und ein unabhängiges Effektgerät erweitern.
Die heißersehntes Neuerung sind sicher die Sample Decks. Anstelle eines klassischen Track Deck kann man nun ein 4-Slot Sample Deck benutzen um temposynchron Samples und Loops in sein Mix zu integrieren. Neben bereits vorhanden Loops und Samples kann man auch on the fly neue Loops erstellen indem entweder ein laufendes Deck in ein Loop Slot zieht oder ein Loop mit Hilfe des Loop Recorders aufzeichnet. Zu beachten ist allerdings das die Loops synchron zum Beat-Grid und aktuellen Master laufen. Kleiner Schönheitsfehler: sobald ein Deck in ein Sample Deck umstellt, wird auch das Deck daneben automatisch verkleinert wird in der Höhe. Dadurch ist dieses Deck nur noch eingeschränkt nutzbar, da die Wave-Anzeige zu klein ist um Details zu erkennen. Hier sollte NI in einem Update noch nachbessern.
Im praktischen Einsatz lässt sich mit Traktor 2 Pro genauso, wenn nicht sogar besser, auflegen als mit seinem Vorgänger. Besonders die neue farbliche Track Anzeige und die Sample Decks sind in der Praxis ein wertvolle Neuerung die man schnell nicht mehr missen möchte. Darüber hinaus fühlt sich die Software auch schneller an als ihr Vorgänger, gerade das Starten der Software und Laden der Library ist deutlich schneller.
Abschließend lässt sich sagen das NI ein nahezu perfekter Nachfolger zu seiner Traktor Software gelungen ist. Wenn es ihnen gelingt die kleinen Macken, wie zum Beispiel die Höhe der Sampledecks, noch zu beheben kann man Traktor 2 uneingeschränkt jedem Digital DJ empfehlen.
HARDWARE Audio 10
Neben der neuen Software hat Native Instruments die Audio 4 und 8 durch die Nachfolger 6 und 10 ersetzt. Im Test in Verbindung mit Traktor Scratch Pro 2 kam die Audio 10 zum Einsatz.
Das Gerät verfügt, wie die neue Kennzahl verrät, nun über 10 Kanäle statt zuvor 8, was weitere Anschlussmöglichkeiten bietet. Den Preis bezahlt man bei der Stromversorgung: konnte die Audio 8 zuvor allein mit der Power des USB-Ports versorgt werden, tut sich an der Audio 10 ohne Steckdosenkontakt gar nichts, was sicherlich im teilweise unwegsamen Clubgelände als weitere potentielle Fehlerquelle hinzukommt. Praktische Dinge wurden beibehalten wie der USB-Wiederhaken, der ein versehentliches Entfernen des Kabels verhindert. Erfreulicherweise sitzt das neue USB-Kabel in dem Port aber dermaßen fest, dass ein Rausrutschen mehr als unwahrscheinlich erscheint. Neu am AMP ist auch die Direct-Thru-Funktion, die das Plug-and-Play verschiedener DJs am gleichen Interface stark vereinfacht. Die geniale Verkabelung der Multicores mit farbigen Buchsen und Steckern findet am Audio 10 bedauerlicherweise keine Fortsetzung, ebenso wenig wie der manuelle Knopf zum Durchschalten der Timecodesignale PHONO und LINE.
Das ist speziell im Betrieb mit Traktor Scratch Pro 1 bitter, denn Umstellen lässt sich der Input nur in der hardware-eigenen Treibersoftware, im Programm selbst ist es nicht möglich, und ab Werk ist alles auf THRU eingestellt.
Alles in allem ist die Audio 10 aber ein gelungener Wurf, vor allem auf Grund der erweiterten Anschlussmöglichkeiten. Einzig die zwingende Paarung mit der Steckdose trübt das Gesamtbild minimal.
Für alle Besitzer von Audio 8 und Traktor Scratch Pro empfiehlt sich ein Blick auf die Soft- und Hardware-Upgrades, die preislich richtig attraktiv daherkommen.