Unterschiedlicher könnten die beiden Freunde Momo (Max Riemelt) und Dirk (Robert Gwisdek) nicht sein. Zwar haben sie gemeinsam die Schulbank gedrückt, doch die Wege, die sie an der Uni einschlagen, führen in unterschiedliche Richtungen. Zum Ziel kommen trotzdem beide, jeder auf seine Art.
In 102 Minuten durch sechseinhalb Jahre Studium. Die Story um den Hauptdarsteller Momo beinhaltet alles, was man in so einem Studentenleben eben durchmacht.
Nachdem er Hotel Mama in Brandenburg verlassen und an der TU Darmstadt angekommen ist, folgt schon bald die erste Orientierungslosigkeit. Die erste Wohnungssuche, samt erster Absturzparty mit Kater-Chili Con Carne am nächsten Morgen. Während Momo keine Party auslässt und dabei seine große Liebe Kerstin (Claudia Eisinger) kennen lernt, startet sein Schulfreund Dirk von Anfang an voll durch. Er verpasst keine Wirtschaftsmathematik Vorlesung, gründet eine Lerngruppe und geht in seinem Studium voll auf.
Während Momo seine volle Aufmerksamkeit der Eroberung seiner Traumfrau widmet, paukt Dirk in der Bibliothek. Wir studieren ja schließlich Wirtschaftsmathematik und nicht Sozialpädagogik, so seine Erkenntnis.
Aber nicht nur Wirtschaftsmathematiker werden in diesem Film auf ihre Kosten kommen, denn das Studium steht eigentlich eher im Hintergrund. Vielmehr brilliert der Film durch die jungen Schauspieler, die die unterschiedlichsten Charaktere sehr glaubwürdig darstellen. Vor allem Momos Mitbewohner und Frauenschwarm Bernd (Alexander Fehling) sorgt für die Lacher im Film. Mit der nötigen Lässigkeit und Gediegenheit dem Studium gegenüber, sitzt der Champion im Brust-Memory im geblümten Bademantel am Frühstückstisch und führt Momo ins Studentenleben ein. So trifft dieser auch schon im ersten Semester auf Kerstin.
Ja, auch die Liebe kommt in diesem Studentenfilm nicht zu kurz. Die Story um die beiden Verliebten zieht sich kontinuierlich durch ganze 13 Semester. Angefangen vom Joga am See bis zum Nutellabrot in der Badewanne. Dem Regisseur gelingt das, ohne jeglichen unnötigen Kitsch.
Das hat vor allem auch mit dem Soundtrack zu tun. Allen voran sind es die langsamen Hintergrundsongs, die einfühlsam die, oftmals verwirrende Gefühlswelt der Darsteller begleiten.
Unter anderem steuert die Berliner Band Bonaparte dem Film ihre, eher alternativen Stücke bei. Ihr Werk Anti Anti, das auf den Partys gespielt wird, trifft vielleicht weniger den Geist der Zeit. Zumindest nicht den der heutigen Studentengeneration. So viel Anti ist hier nicht mehr anzufinden.
Aber ein realistisches Abbild eines heutigen Bachelor- und Masterstudiums zu schaffen, war auch nicht Ziel des Stuttgarter Regisseurs Frieder Wittich. Der Bologna Prozess spielt in der Welt von Langzeitstudent Momo und seinen Freunden keine Rolle. Da ist Dirk mit seinen zahlreichen Ferienpraktika, seiner ehrgeizigen Lerngruppe und seinem pünktlich abgeschlossenen Studium noch ein Exot.
So liefert der Film zwar keine Beschreibung der heutigen Studentengeneration, dafür aber eine, wie diese vielleicht gerne wäre, wenn sie denn könnte.
Aber auch Momo muss auf dem Weg durch sein Studium Rückschläge einstecken. Während er bei einem seiner vielen Nebenjobs, an der Tankstelle hinter der Theke steht, ist es Dirk, der mittlerweile mit dem Studium fertig ist, mit Firmenwagen angefahren kommt und im Anzug die Currywurst vor der Theke kauft.
Doch letztendlich kriegt auch Momo die Kurve. Nicht unbedingt mit einer waghalsigen Geschäftsidee, dafür aber mit dem hilfreichen indischen Studenten Alwin (Amit Shah), der einzigen Figur im Film, die vielleicht etwas klischeehaft geraten ist. Mit ihm schafft er es am Ende doch noch bis zum Diplom.
Und in einem tiefergehenden Gespräch mit seinem Schulfreund Dirk stellt er schließlich fest, dass es den einen richtigen Weg durch das Studium nicht gibt. Manchmal muss man auch mal abkommen vom Weg auf der Überholspur, denn wie Dirk bemerkt, ist eine süße Sekretärin zwar nicht schlecht, bringt aber auch nichts wenn sie verheiratet ist.
Die Studentenkomödie 13 Semester Der frühe Vogel kann mich mal macht ihren Titel zum Inhalt und zeigt sehr authentisch das Leben eines Studenten wie es sein soll. Frieder Wittich, Absolvent der Hochschule für Fernsehen und Film München hat einen einfühlsamen Film gedreht, der dank der Story und der jungen, talentierten Schauspieler auf alle Fälle sehenswert ist.