Wenn man Mads Mikkelsen zum ersten Mal in seinem neuesten Film auf der Leinwand sieht, vermisst man intuitiv das blut weinende Auge. Seit seiner Rolle in James Bonds Wiederauferstehung in Casino Royale ist der gebürtige Däne ein "alter Bekannter" geworden.
In der deutschen Produktion "Die Tür", die heute aktuell in den Kinos anläuft, spielt Mads Mikkelsen den erfolgreichen Künstler David Andernach, der durch eine Verkettung unglücklicher, teilweise selbstverschuldeter Ereignisse seine Tochter verliert, die qualvoll im Pool des Gartens ertrinkt, während David seine Frau Maja (Jessica Schwarz) mit der Nachbarin Gia (Heike Makatsch) betrügt.
In der Folge zerfällt Davids Leben vollends, nach einem Zeitsprung von fünf Jahren ist David allein, kann sich für nichts begeistern und wird von Gewissensbissen geplagt.
Eines kühlen Winterabends fasst er den Entschluss, sich das Leben zu nehmen, doch statt der Erlösung durch den Tod findet David einen Tunnel mit einer Tür zu einer anderen Welt am Ende, die ihn genau an den Tag seines Lebens zurückbringt, an dem Tochter Leonie starb.
David verhindert so in der betretenen Parallelwelt den Tod seiner geliebten Tochter, muss jedoch in der Folge feststellen, dass er damit Ereignisse heraufbeschwört, die ihn und seine zurückgewonnene Familie nicht zur Ruhe kommen lassen werden.
"Die Tür" ist als deutsche Produktion traditionell schmaler budgetiert als amerikanische Filme, doch das, was den Psychothriller auszeichnet, ist mit Geld sowieso nicht zu kaufen.
Den Film trägt vor allem die bis zum Schluss undurchsichtige Story, die zwar bekannte Themen der Vergangenheit aufgreift (Türen in andere Welten gab es schon öfter), diese jedoch zu einem neuen Gesamtbild zusammenlegt und sich so frei macht von etwaigen Vergleichen mit anderen Filmen ähnlicher Genres.
Die kühle Grundstimmung, gedeckte Farben, das szenische SetUp in einem deutschen, gutbetuchten Vorort sowie die emotionslose Härte (in den richtigen Augenblicken) macht den Film zu einem beklemmenden, düsteren Werk, das ausgesprochen ausgereift und komplex daherkommt und dabei den Zuschauer bestens unterhält.
Schier unermesslich ist die philosophische Dimension, die der Film durch die Entscheidungen Andernachs aufspannt - gefangen in der Realität, die durch ihre Doppeldeutigkeit peu à peu klar werden lässt, das persönliches Glück durch schlichtes Zurückdrehen der Uhr nicht zu erreichen ist.
"Die Tür" ist ein sehr gut gemachter, spannender Thriller mit einem grandiosen Mads Mikkelsen und einer beklemmenden Atmosphäre.
Sehenswert!
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